Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
1. Alles Lob gebührt Allah, Der das Buch auf Seinen Diener herabgesandt hat – (ein arabischer Koran,) frei von jeglicher Verbiegung.
(frei von jeglicher Verbiegung: Der Koran ist frei von Missverständnissen, Widersprüchen oder Verzerrungen. Seine Geradlinigkeit und Klarheit werden dadurch hervorgehoben.)
2. (Es ist ein Buch) vollkommener Aufrichtigkeit, um (die Ungläubigen) vor schwerer Strafe von Ihm zu warnen und den Gläubigen, die rechtschaffene Werke verrichten, die frohe Botschaft zu bringen, dass für sie (dereinst) eine schöne Belohnung bestimmt ist –
3. (ein Paradies,) in dem sie ewig verweilen werden –,
4. und (um) diejenigen zu warnen, die sagen: "Allah hat Sich einen Sohn genommen."
5. Weder sie noch ihre Vorfahren hatten Wissen darüber. Es sind ungeheure Worte, die aus ihren Mündern kommen; sie äussern (damit) eine Lüge.
6. Du magst vielleicht betrübt sein, weil sie sich von dir abwenden und nicht an diese Rede glauben.
7. Wir haben das, was auf der Erde ist, zum Schmuck für sie gemacht, um die (Menschen) zu prüfen (und kenntlich zu machen), wer von ihnen am besten handelt.
8. Und (am Ende der Zeit) werden Wir das, was auf ihr ist, zu einem kahlen, dürren Boden verkommen lassen.
9. Denkst du etwa, dass die (Kunde von den) Gefährten der Höhle und der Inschrift [Ar-Raqim] Zeichen sind, worüber man sich besonders wundern sollte?
(Laut dem Tafsir von Jalalain handelt es sich bei der Inschrift um eine Steintafel, auf der die Namen und die Geschichte der Gefährten der Höhle verzeichnet waren. Es gibt jedoch auch andere Meinungen hierzu, und Allah weiss es am besten. Es sei auch angemerkt, dass die in dieser Sure erwähnten Zeichen zweifellos bedeutend sind, doch stehen ihnen die Erschaffung der Himmel und der Erde, der Wechsel von Nacht und Tag sowie die Unterwerfung von Sonne, Mond und den Sternen in nichts nach. In ihrer Gesamtheit verweisen alle Zeichen auf Allahs Fähigkeit, alle Aspekte des Diesseits und des Jenseits zu bestimmen und zu lenken.)
10. (Erinnere daran,) als die jungen Männer in der Höhle Zuflucht suchten und sagten: "Unser Herr, gewähre uns Barmherzigkeit von Dir und gewähre uns Rechtschaffenheit in allem, was uns betrifft."
(Diese Gruppe junger Menschen erkannte die Einheit Allahs und widmete sich ausschliesslich Seiner Anbetung. Sie wurden verleumdet und vor den König gebracht, der sie zu ihren Glaubensansichten befragte. Trotz ihres jungen Alters bekannten sie sich mutig zur Wahrheit und bezeugten weiterhin die Einheit und Allmacht Allahs. Der König drohte ihnen und räumte ihnen eine Bedenkzeit ein, die sie zur Flucht nutzten.)
11. Da schlugen Wir ihnen auf die Ohren [Schläfen], so dass sie für eine Anzahl von Jahren (ohnmächtig) wurden.
12. Danach erweckten Wir sie, um kenntlich zu machen, welche der beiden Gruppen die Dauer ihres Verweilens genauer bestimmen konnte.
13. Wir erzählen dir ihre Geschichte in Wahrheit: Es waren junge Männer, die an ihren Herrn glaubten, und Wir mehrten ihre Rechtleitung.
14. Und Wir festigten ihre Herzen, als sie aufstanden und sagten: "Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde. Wir werden ausser Ihm nie eine andere Gottheit anrufen, denn sonst würden wir eine Ungeheuerlichkeit aussprechen.
15. Unsere Volksgenossen nehmen sich (zur Anbetung) andere Gottheiten neben Ihm. Warum bringen sie hierfür keinen klaren Beweis vor? Wer ist denn ungerechter als derjenige, der eine Lüge gegen Allah erfindet?"
16. (Zuvor hatten Wir ihnen eingegeben:) "Wenn ihr euch von ihnen und von dem, was sie anstelle von Allah anbeten, abwendet, dann sucht Zuflucht in der Höhle. Euer Herr wird Seine Barmherzigkeit über euch ausbreiten und eure Angelegenheit erleichtern."
17. (Wenn du dabei gewesen wärst,) hättest du beobachten können, wie sich die Sonne bei ihrem Erscheinen zur rechten Seite der Höhle bewegte und bei ihrem Weggang (den Schatten) zur linken Seite (des Gesteins) warf, während die Gruppe in einem grossen Raum (innerhalb der Höhle) verweilte. Dies ist eines der Zeichen Allahs. Wen Allah rechtleitet, der ist (wahrhaft) rechtgeleitet, und wen Er abirren lässt, für den wirst du niemals einen Helfer finden, der ihm (den Weg) weist.
(Dies ist eines der Zeichen Allahs:
Die Bewegung der Sonne im Himmel entsprechend Allahs Befehl.)
18. Du hättest sie für wach gehalten, obwohl sie schliefen. Wir drehten sie mal nach rechts und mal nach links, während ihr Hund mit ausgestreckten Pfoten am Eingang lag. Hättest du sie gesehen, wärst du sicherlich voller Schrecken zurückgewichen.
19. Und dann erweckten Wir sie, damit sie sich gegenseitig befragen konnten. Einer von ihnen sagte: "Wie lange habt ihr hier verweilt?" Sie sagten: "Wir verweilten einen Tag oder einen Teil eines Tages." Sie sagten: "Euer Herr weiss am besten, wie lange ihr hier wart. Sendet nun jemanden von euch mit dieser Silber(münze) in die Stadt. Er soll sehen, welche Speise die reinste ist, und euch etwas davon mitbringen. Und er soll vorsichtig sein und niemandem von euch erzählen,
(so erweckten Wir sie: Es handelt sich hierbei um eine Veranschaulichung der Auferstehung, die als Zeichen für die Auferstehung der Körper gilt. Allah benutzt dieses Zeichen, weil viele Menschen an die Auferstehung der Seelen glauben, aber Zweifel an der Auferstehung der Körper hegen.)
20. (denn) wenn sie euch entdecken, werden sie euch steinigen oder euch zur ihrem Glauben zurückbringen, und dann würdet ihr niemals Erfolg haben."
21. Und so sorgten Wir dafür, dass sie (von den Menschen) entdeckt wurden, damit diese erkennen, dass Allahs Verheissung wahr ist und an der Stunde kein Zweifel besteht. (Dann liess Allah die jungen Männer sterben,) und da stritten (die Leute) untereinander über ihre Angelegenheit. Einige sagten: "Errichtet einen Bau über ihnen; ihr Herr weiss am besten Bescheid über sie." Diejenigen (jedoch), die sich in ihrer Angelegenheit durchsetzten, sagten: "Wir werden eine Kultstätte über ihnen errichten."
(damit diese erkennen, dass Allahs Verheissung wahr ist: Die Erfüllung des Zeichens geschah, als einer der jungen Männer zum Einkaufen ging, in der Annahme, sie seien nur kurz in der Höhle geblieben. In Wahrheit waren jedoch mehrere Jahrhunderte vergangen, so dass er weder die Umgebung noch die Menschen erkannte. Als er einem Händler die Silbermünze gab, erkannte dieser den Prägestempel nicht. Die Münze wurde herumgereicht, und die Leute vermuteten, der junge Mann habe einen Schatz gefunden. Sie brachten ihn dann zum Gouverneur, der ebenso ratlos war. Schliesslich erzählte der Junge die Geschichte und als die übrigen jungen Männer aus der Höhle kamen, waren die Stadtbewohner sowohl erfreut als auch erstaunt über das Geschehen. Die Menschen hatten damit ein Beweis, dass Allah selbst nach mehreren Jahrhunderten Körper auferwecken kann. Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass die jungen Männer sich in den Folgetagen erneut in die Höhle zurückzogen, einschliefen und im Schlaf starben.)
22. (Einige) sagen: "(Es waren) drei, der vierte war der Hund." Andere sagen: "(Es waren) fünf, der sechste war der Hund", indem sie über das Verborgene spekulieren. Und (wieder andere) sagen: "(Es waren) sieben, und der achte war der Hund." Sprich: "Mein Herr kennt ihre Zahl am besten, und nur wenige wissen darüber Bescheid." Darum streite nicht (mit den Leuten der Schrift) über ihre (Anzahl) und suche bei niemandem von ihnen Auskunft (über dieses Ereignis).
(Und suche bei niemandem von ihnen Auskunft: Dies liegt daran, dass die früher Schriften in vielen Bereichen fehlerbehaftet sind, weil sie im Laufe der Zeit durch menschliche Eingriffe verändert wurden. Obwohl es grundsätzlich nicht verboten ist, religiöse Diskussionen mit den Leuten der Schrift zu führen, ist es in diesem speziellen Fall ratsam, darauf zu verzichten, da ihre Ansichten zu diesem Thema auf fehlerhaften Informationen beruhen.)
23. Und sag nicht von einer Sache: "Ich werde das morgen tun",
24. es sei denn, (du fügst hinzu): "So Allah will [insha'Allah]." Und gedenke deines Herrn, wenn du (etwas) vergessen solltest, und sprich: "Möge mein Herr mich zu dem leiten, was der Rechtschaffenheit näher kommt als dies."
(Alles unterliegt dem Willen Allahs. Die Formulierung "so Allah will" drückt Demut und die Anerkennung von Allahs Plan aus. Sie erinnert uns daran, dass wir nichts absolut kontrollieren können und stets auf Allahs Führung und Rechtleitung angewiesen sind.)
25. Sie verweilten dreihundert Jahre in ihrer Höhle, und neun (Jahre) dazu.
26. Sprich: "Allah weiss am besten, wie lange sie dort verweilten." Ihm gehört das Wissen über das Verborgene der Himmel und der Erde. Er sieht und hört alles. Die Menschen haben keinen Helfer ausser Ihm, und Er teilt Seine Befehlsgewalt mit niemandem.
27. Also rezitiere, was dir vom Buch deines Herrn offenbart wurde. Niemand kann Seine Worte verändern, und ausser Ihm wirst du niemals eine Zuflucht finden.
28. Und sei geduldig mit denen, die ihren Herrn morgens und abends anbeten und nach Seinem Angesicht streben. Wende deine Augen nicht von ihnen ab, indem du den (falschen) Glanz des diesseitigen Lebens anstrebst. Und gehorche nicht dem, dessen Herz Wir Unserem Gedenken gegenüber achtlos gemacht haben, der seinen (eigenen) Neigungen folgt und dessen Angelegenheiten masslos sind.
29. Und sprich: "Die Wahrheit kommt von eurem Herrn. Wer will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein." Wir haben für die Ungerechten gewiss ein Feuer bereitet, dessen Wände sie umschliessen werden. Wenn sie um Hilfe rufen, werden sie mit Wasser versorgt werden, das wie geschmolzenes Metall ihre Gesichter verbrennen wird; welch schreckliches Getränk und welch schlimme Bleibe.
30. Diejenigen (jedoch), die glauben und rechtschaffene Werke verrichten, werden Wir nicht um ihren Lohn bringen.
31. Ihnen stehen (dereinst) die Gärten Edens zu, durchzogen von Bächen. Sie werden mit goldenen Armreifen geschmückt sein und grüne Gewänder aus Seide und Brokat tragen. Und darin werden sie sich behaglich auf Liegen lehnen; welch trefflicher Lohn und welch guter Ruheplatz.
32. Und trage ihnen das Gleichnis von den beiden Männern vor. Für einen von ihnen legten Wir zwei Gärten mit Rebstöcken an, umgaben sie mit Palmen und setzten Ackerpflanzen dazwischen.
33. Beide Gärten brachten ihre Früchte hervor und versagten in nichts. Und Wir liessen zwischen ihnen einen Fluss entspringen.
34. Er hatte (aus ihnen) einen (guten) Ernte(ertrag). Da sagte er zu seinem Gefährten, während er mit ihm sprach: "Ich bin reicher an Besitz als du und habe eine stärkere Gefolgschaft."
35. (Dann) betrat er seinen Garten und tat sich selbst Unrecht, (indem) er sagte: "Ich glaube nicht, dass dies jemals zugrunde gehen wird.
36. Und ich glaube nicht, dass die (verheissene) Stunde (jemals) kommen wird, und (selbst wenn) ich zu meinem Herrn zurückgebracht werden sollte, werde ich sicherlich eine bessere Rückkehr als dies(e Gärten) vorfinden."
37. Sein Gefährte sagte zu ihm, während sie (weiter) miteinander sprachen: "Glaubst du nicht an Den, Der dich (ursprünglich) aus Ton(erde) erschaffen hat, dann aus einem (Samen)tropfen und dir (schliesslich) deine Gestalt gegeben hat?
38. Allah ist mein Herr, und ich geselle meinem Herrn niemanden bei.
39. Würdest du doch nur sagen, wenn du deine Gärten betrittst: '(Nur) was Allah will (geschieht). Es gibt keine Kraft ausser durch Allah.' Und wenn du siehst, dass ich weniger Besitz und Kinder habe als du,
(es gibt keine Kraft ausser durch Allah: Dies bedeutet, dass der Diener anerkennt, dass er nichts vollbringen kann, ausser durch Allahs Hilfe und Beistand.)
40. so wird mir mein Herr vielleicht etwas Besseres als deine Gärten geben, und (möglicherweise) sendet Er eine Strafe vom Himmel über sie herab, so dass sie zu schlüpfrigem Boden verkommen.
41. Oder (Er) lässt das Wasser (in der Erde) versickern, so dass du es nicht mehr erreichen kannst."
42. Seine Früchte wurden (daraufhin) vollständig vernichtet, und (in seiner Verzweiflung) begann er die Hände zu ringen wegen der (investierten) Mühen, nachdem seine Gärten zerfallen dalagen. Er sagte: "Hätte ich doch meinem Herrn niemanden beigesellt."
43. Es gab keine Gruppe, die ihm gegen (die Strafe) Allahs hätte helfen können, und er konnte sich selbst nicht helfen.
(Niemand vermag gegen Allahs Befehl zu helfen, wenn Allah einen Menschen erproben will.)
44. Es gibt keinen Schutz ausser durch Allah, den Wahren. Er ist der Beste im Belohnen und Er verschafft den besten Ausgang.
(Es gibt nur Schutz durch Allah: die Schutzherrschaft gehört Allah allein, und wer sich Schutz ausserhalb von Allah erhofft, befindet sich auf dem Weg des Taghuts.)
45. Und führe ihnen das Gleichnis des irdischen Lebens vor: (Das Leben ist) wie Wasser, das Wir vom Himmel herabsenden, welches sich dann mit (den Pflanzen) der Erde vermischt. Diese werden schliesslich zu trockener Streu, die der Wind verstreut. Und Allah ist der Allmächtige.
46. Reichtum und Kinder sind der Schmuck des diesseitigen Lebens, doch beständige gute Taten sind bei deinem Herrn besser (in Bezug) auf die erhoffte Belohnung.
47. Und (erinnere) an den Tag, an dem Wir die Berge versetzen werden und du die Erde (kahl) sehen wirst; und Wir werden sie (alle) versammeln, ohne jemanden auszulassen.
48. (An diesem Tag) werden sie vor deinem Herrn in Reihen vorgeführt werden: "'Ihr seid (nun) zu Uns zurückgekehrt, so wie Wir euch das erste Mal erschaffen haben. (Die Leugner unter) euch hatten doch (zu Lebzeiten) behauptet, dass Wir keinen Termin für euch angesetzt hätten."
49. Und Wir werden jedem das Buch vorlegen, und du wirst die Schuldigen in Angst sehen wegen dem, was darin verzeichnet ist. Sie werden sagen: "Wehe uns, was ist das für ein Buch, das weder eine kleine noch eine grosse Sünde auslässt?" Sie werden darin alles finden, was sie getan haben. Und dein Herr fügt niemandem Unrecht zu.
50. Und (erinnere daran,) als Wir zu den Engeln sagten: "Werft euch vor Adam nieder", da warfen sie sich (alle) nieder, ausser Iblis. Er war einer der Dschinn und widersetzte sich dem Befehl Seines Herrn. Wollt ihr (etwa) ihn und seine Nachkommen anstelle von Mir als Beschützer nehmen, wo sie doch eure Feinde sind? Welch schlimmer Tausch für die Ungerechten.
51. Ich habe sie weder bei der Erschaffung der Himmel und der Erde noch bei ihrer eigenen Erschaffung zu Zeugen genommen. Wahrlich, Ich nehme die Verführer nie zu Helfern (für Meine Sache).
52. Und (erinnere an) den Tag, da Er sagen wird: "Ruft diejenigen, von denen ihr behauptet habt, dass sie Meine Teilhaber seien." Da werden sie nach ihnen rufen, doch sie werden ihnen nicht antworten, und Wir werden eine Kluft zwischen sie gestellt haben.
53. Und die Schuldigen (des Unglaubens) werden das Feuer sehen und überzeugt sein, dass sie hineinstürzen werden. Sie werden keine Möglichkeit finden, es abzuwenden.
54. Wahrlich, Wir haben in diesem Koran die Gleichnisse für den Menschen verschiedenartig dargelegt, doch von allen (Geschöpfen) ist der Mensch derjenige, der am meisten disputiert.
55. Was hält die Menschen davon ab, den Glauben zu verinnerlichen, nachdem die Rechtleitung zu ihnen gekommen ist, und ihren Herrn um Vergebung zu bitten, ausser dass sie das Schicksal der früheren (Generationen) erfahren oder mit der Strafe konfrontiert werden möchten?
56. Wir haben die Gesandten nur als Überbringer froher Botschaft und als Warner gesandt. Diejenigen jedoch, die ungläubig sind, versuchen die Wahrheit mit dem Falschen zu widerlegen; und sie verspotten Meine Zeichen und das, wovor sie gewarnt werden.
57. Wer ist denn ungerechter als derjenige, der an die Zeichen seines Herrn erinnert wird, sich dann von ihnen abwendet und (dabei) vergisst, was seine Hände vorausgeschickt haben? Wahrlich, Wir haben Schleier über ihre Herzen gelegt und Taubheit in ihre Ohren getan, so dass sie den Koran nicht verstehen können. Selbst wenn du sie zur Rechtleitung aufrufst, werden sie niemals rechtgeleitet werden.
58. Dein Herr ist der Allvergebende, der Besitzer der Barmherzigkeit. Wenn Er sie für das belangen würde, was sie (an schlechten Taten) erworben haben, dann würde Er ihre Bestrafung beschleunigen. Doch sie haben einen festgesetzten Termin (am Tag des Gerichts), vor dem sie keine Zuflucht finden werden.
59. Und (erinnere) an die (Bewohner der) Städte, die Wir vernichtet haben, als sie ungerecht handelten. Für ihre Vernichtung setzten Wir (ebenfalls) einen Termin.
60. Und (erinnere daran,) als Moses zu seinem Diener sagte: "Ich werde nicht aufgeben, bis ich den Ort erreiche, an dem die beiden Meere zusammenkommen, selbst wenn ich dafür eine lange Zeit aufwenden muss."
(Unterschiede in Dichte, Temperatur und Salzgehalt führen dazu, dass die Oberflächenspannung das Vermischen bestimmter Meere verhindert, als gäbe es eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen. Dies kann beispielsweise am Eingang zur Strasse von Gibraltar beobachtet werden, wo das Mittelmeer und der Atlantik aufeinandertreffen. Ein weiteres Beispiel ist der Golf von Alaska und die angrenzenden Pazifikregionen. Auch das Schwarze Meer und der Persische Golf, auf die Jalalain im Tafsir verweist, zeigen dieses Phänomen.)
61. Als sie die Stelle erreicht hatten, an der sich (die beiden Meere) begegnen, vergassen sie ihren Fisch, und er nahm seinen Weg ins Meer.
(Als Moses (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) eine Ansprache vor den Kindern Israels hielt, wurde er gefragt: "Wer ist der gelehrteste Diener Allahs?" Er antwortete: "Ich bin es." Allah korrigierte ihn aber daraufhin und offenbarte ihm, dass es am Zusammenkommen der beiden Meere einen Diener gebe, der gelehrter sei als er. Moses fragte: "Mein Herr, wie finde ich ihn?" Allah wies ihn an, einen Fisch in ein Gefäss zu legen und sich auf den Weg zu machen. Der Ort, an dem der Fisch verschwinden würde, sei der Ort, an dem er den Diener treffen könne. Während Moses (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) und sein Begleiter schliefen, ermöglichte Allah dem Fisch auf wundersame Weise, ins Meer zurückzukehren.)
62. Als sie (die Stelle) überschritten hatten, sagte er zu seinem Diener: "Bring uns als Mittagsspeise (die Reste des Essens, das wir am Morgen hatten), denn wir haben auf unserer Reise Erschöpfung erfahren."
63. Er sagte: "Siehst du, mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, dir von dem Fisch (zu berichten, nachdem) wir am Felsen gerastet hatten. Es war Satan, der mich vergessen liess. Der (Fisch) fand seinen Weg ins Meer auf wundersame Weise."
(Der Diener hatte nicht die Absicht, den Fisch zuzubereiten, aber die Erwähnung einer Mahlzeit brachte ihn dazu, an den Fisch zu denken.)
64. Er [Moses] sagte: "Das ist es, wonach wir gesucht haben", und so kehrten beide auf ihren Spuren zurück.
(Das ist es wonach wir gesucht haben:
Moses (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) erkannte sofort, dass Allahs Verheissung sich erfüllt hatte.)
65. Da trafen sie einen Unserer Diener, dem Wir Barmherzigkeit und Wissen von Uns gegeben hatten.
(Der Name von Allahs Diener war Al-Khidr, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm.)
66. Moses sagte zu ihm: "Darf ich dir folgen, damit du mich lehrst, was dir an Wissen und Rechtleitung gegeben wurde?"
67. Er sagte: "Du wirst nicht in der Lage sein, in meiner Anwesenheit Geduld zu zeigen.
68. Wie könntest du Geduld für das aufbringen, was sich deiner Kenntnis entzieht?"
69. Er [Moses] sagte: "So Allah will, wirst du mich geduldig finden, und ich werde dir in keiner Angelegenheit ungehorsam sein."
70. Er sagte: "Wenn du mir folgst, dann stelle mir keine Fragen, bis ich dir von mir aus etwas erkläre."
71. Sie machten sich auf den Weg und bestiegen dann ein (leeres) Schiff, das er [Allahs Diener] beschädigte. Er [Moses] sagte: " Hast du es beschädigt, damit dessen Besitzer (später) ertrinken? Das ist wahrlich eine schlimme Tat."
72. Er sagte: "Habe ich nicht gesagt, dass du in meiner Anwesenheit keine Geduld haben wirst?"
73. Er [Moses] sagte: "Tadle mich nicht wegen meiner Vergesslichkeit und belaste mich nicht mit einer Erschwernis in meiner Angelegenheit."
74. Da machten sie sich (wieder) auf den Weg, bis sie einen Jungen trafen, den er tötete. Er [Moses] sagte: "Hast du einen unschuldigen Menschen getötet, ohne dass (er selbst) einen anderen (getötet hätte)? Du hast gewiss etwas Abscheuliches getan."
75. Er sagte: "Habe ich nicht gesagt, dass du in meiner Anwesenheit keine Geduld haben wirst?"
76. Er [Moses] sagte: "Wenn ich dich danach (noch einmal) um etwas fragen sollte, dann lass mich nicht länger dein Begleiter sein. (Für den Fall einer Trennung,) soll dich in Bezug auf mich kein Tadel treffen."
77. Da machten sie sich (wieder) auf den Weg, bis sie zu den Bewohnern einer Stadt kamen. Sie baten die Bewohner um Essen, aber diese wollten sie nicht bewirten. Nun fanden sie dort eine Mauer, die einzustürzen drohte, und er [Allahs Diener] richtete sie wieder her. Moses sagte: "Wenn du wolltest, könntest du dafür eine Belohnung verlangen."
78. Er sagte: "Dies führt zur Trennung zwischen dir und mir. Nun werde ich dir die Erklärung dessen geben, was du nicht geduldig ertragen konntest."
79. Was das Schiff anbelangt, so gehörte es armen Leuten, die (damit) auf dem Meer arbeiteten. Ich wollte es beschädigen, denn hinter ihnen war ein König her, der jedes (unbeschädigte) Schiff beschlagnahmte.
80. Und was den Jungen anbelangt, so waren seine Eltern gläubige (Menschen), und wir fürchteten, dass er sie mit Gewalttätigkeit und Unglauben bedrängen würde.
(In diesem Vers verwendet al-Khidr (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) das Pronomen "wir", um seine Handlungen respektvoll zu beschreiben, die in Übereinstimmung mit Allahs Weisheit und Wissen über den weiteren Verlauf der Dinge durchgeführt werden. Der Tafsir von Jalalain erklärt, dass die Eltern des Jungen gläubig waren und er sie mit Tyrannei und Unglauben überwältigt hätte. Ibn Abbas fügt hinzu, dass die Eltern des Jungen zu den bedeutendsten Menschen der Stadt gehörten und Allah wusste, dass er sie durch seine Rebellion übermässig belastet hätte, weshalb Allah ihn sterben liess. Im Hadith von Muslim heisst es, der Junge war unverbesserlich zum Unglauben geneigt und hätte seine Eltern, die ihn liebten, dazu gebracht, selbst ungläubig zu werden. Dies hätte weitreichende negative Auswirkungen auf die gesamte Stadt gehabt.)
81. Wir wollten, dass ihr Herr ihnen einen anderen (Sohn) zum Tausch gibt, der frommer und aufrichtiger ist.
82. Und was die Mauer anbelangt, so gehörte sie zwei Waisenkindern in der Stadt, und unter ihr war ein Schatz vergraben, der ihnen zustand. Ihr Vater war ein rechtschaffender Mann, und dein Herr wollte, dass sie ihre Reife erlangen, bevor sie den Schatz selbst entdecken – eine Barmherzigkeit deines Herrn. Ich habe nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Das ist die Erklärung für das, was du nicht geduldig ertragen konntest."
83. Und sie befragen dich über Dhu al-Qarnayn. Sprich: "Ich werde euch eine Erzählung über ihn vortragen:"
(Dhu al-Qarnayn war ein Herrscher, der bedeutende Reisen unternahm und grosse Bauwerke errichtete. Der Tafsir von Jalalain und der Konsens unter den Gelehrten besagen jedoch, dass er kein Prophet war. Laut Jalalain und anderen Gelehrten, könnte es sich hierbei um Alexander den Grossen handeln. Allahu A’lam.)
84. Wir hatten ihm Autorität auf der Erde verliehen und stellten ihm für jede Angelegenheit ein Mittel zur Verfügung, (um es mit Unserer Erlaubnis zu lösen).
85. Er begab sich auf einen Weg (mit seinen Heeren),
86. und als er einen Ort im Westen erreichte, fand er, dass die Sonne in einem schlammigen Quell unterging. Dort traf er auf ein Volk. Wir sagten: "O Dhu al-Qarnayn, entweder bestrafst du sie, oder du lässt unter ihnen Güte walten."
(die Sonne in einem schlammigen Quell unterging: Diese Szene veranschaulicht die optische Täuschung, bei der die Sonne am Horizont eines Meeres zu versinken scheint.)
87. Er sagte: "Was denjenigen betrifft, der (durch den Unglauben begründet) Unrecht tut, so werden wir ihn (im Diesseits) bestrafen. Dann wird er zu seinem Herrn zurückgebracht, und ihm wird eine entsetzliche Strafe auferlegt werden.
88. Und was denjenigen betrifft, der glaubt und rechtschaffen handelt, so wird ihm der beste Lohn (im Jenseits) zuteilwerden, und (im Diesseits) werden wir ihm von unseren Befehlen das gebieten, was Erleichterung bringt."
89. Dann folgte er einem (anderen) Weg,
90. und als er einen Ort im Osten erreichte, fand er ein Volk, über dem die Sonne (senkrecht im Zenit) erschien, ohne dass wir ihnen Schutz vor ihr gewährt hatten.
(Das bedeutet, dass sie keine Bäume oder natürliches Gelände hatten, die ihnen Schatten vor der Hitze der Sonne boten.)
91. So war es, und Wir umfassen (alles) mit Unserem Wissen, was ihn betrifft.
92. Dann folgte er einem (anderen) Weg,
93. bis er (einen Ort) zwischen zwei Bergen erreichte. Dort fand er ein Volk, das kaum eine (fremde) Sprache verstand.
(Bei diesem Volk handelte es sich um eine abgeschiedene Gemeinschaft. Trotz der erschwerten Kommunikation gelang es ihnen jedoch, miteinander zu kommunizieren.)
94. Sie sagten: "O Dhu al-Qarnayn, Gog und Magog richten Unheil im Land an. Sollen wir dir einen Tribut dafür zahlen, dass du zwischen uns und ihnen einen Wall errichtest?"
95. Er sagte: "Was mein Herr mir gegeben hat, ist besser (als das, was ihr besitzt). Doch helft mir mit eurer (Arbeits)kraft, auf dass ich zwischen euch und ihnen einen (Schutz)wall errichte.
96. Bringt mir Eisenstücke." Als er (den Raum) zwischen den beiden Berghängen (damit) gefüllt hatte, sagte er: "Blast, (um das Feuer zu entfachen)." Als das Eisen zum Glühen gebracht wurde, sagte er: "Bringt mir (geschmolzenes) Kupfer, damit ich es darüber giesse."
(Jalalain berichtet im Tafsir: "Er goss das geschmolzene Kupfer über das heisse Eisen, so dass es zwischen die einzelnen Barren eindrang und eine feste Einheit bildete.")
97. So waren sie [Gog und Magog] nicht (in der Lage, darüber) hinwegzukommen oder ihn zu durchbrechen.
98. Er sagte: "Das ist eine Barmherzigkeit von meinem Herrn. (Am Tag, da) die Verheissung meines Herrn eintreffen wird, wird Er ihn ebnen; und die Verheissung meines Herrn ist wahr."
99. An jenem Tag werden Wir einige von ihnen (wie) Wellen übereinander wogen lassen, und wenn in die Posaune geblasen wird, werden Wir sie alle (vor Uns) versammeln.
100. Und Wir werden die Hölle in aller Deutlichkeit den Ungläubigen zeigen,
101. deren Augen vor Meiner Erinnerung verhüllt waren und die nicht in der Lage waren, (die Wahrheit) zu hören.
102. Denken die Ungläubigen (wirklich), sie könnten Meine Diener anstelle von Mir als Verbündete nehmen? Wahrlich, für die Ungläubigen haben wir die Hölle als (ewige) Bleibe vorbereitet.
103. Sprich: "Sollen Wir euch diejenigen nennen, die hinsichtlich ihrer Taten die grössten Verlierer sind?"
104. (Es sind) jene, deren Bemühungen im diesseitigen Leben vergeblich sind, während sie davon überzeugt sind, Gutes zu verrichten.
105. Das sind diejenigen, die die Zeichen ihres Herrn und die Begegnung mit Ihm leugnen. Ihre Werke sind hinfällig, und am Tag der Auferstehung werden Wir ihnen kein Gewicht beimessen.
106. Ihr Lohn wird die Hölle sein, weil sie ungläubig waren und Meine Zeichen sowie Meine Gesandten zum Spott genommen haben.
107. Für diejenigen (jedoch), die glauben und rechtschaffene Werke verrichten, haben Wir die Gärten des Paradieses als Niederlassung vorbereitet.
108. Sie werden (ewig) darin verweilen, ohne (jemals) einen Wechsel zu wünschen.
109. Sprich: "Wenn das Meer Tinte wäre, um die Worte meines Herrn zu schreiben, würde das Meer versiegen, bevor die Worte meines Herrn erschöpft wären, selbst wenn Wir ein weiteres (Meer) als Nachschub hinzubrächten."
110. Sprich: "Ich bin nur ein Mensch wie ihr, und mir wurde offenbart, dass euer Gott der einzige Gott ist. Wer also auf die Begegnung mit seinem Herrn hofft, soll gute Taten verrichten und in der Anbetung seines Herrn niemanden neben Ihn stellen."