النازعات
Sure 79 | Die Entreissenden | An-Nâzi'ât
Sure 79 | Die Entreissenden | An-Nâzi'ât
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46 Verse, Abfolge der Offenbarung: 81
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
1. Bei den (Engeln,) die gewaltsam (die Seelen) entreissen.
(Der Titel der Sure verwendet den Plural, um den Engel des Todes und die mit ihm assoziierten Engel zu beschreiben. Sowohl der Titel als auch dieser Vers weisen auf eine Vielzahl von Engeln hin, die am Prozess des Entnehmens der Seelen beteiligt sind. Allahs Segen und Frieden seien auf allen Engeln.)
2. Und bei den (Engeln,) die behutsam (die Seelen) aufnehmen.
3. Und bei den (Engeln,) die unbeschwert dahingleiten,
4. und dann in aller Schnelligkeit vorantreiben,
5. um die Angelegenheiten (auf Allahs Befehl) auszuführen.
6. Am Tag, da die Erschütternde erbebt (mit dem ersten Stoss),
7. und ihr (dann) das nachfolgende (Beben) folgt (mit dem zweiten Stoss),
8. an jenem Tag werden die Herzen beunruhigt klopfen
9. und die Blicke (der Ungläubigen) niedergeschlagen sein.
10. (Das sind diejenigen,) die (einst) sagten: "Sollen wir (nach dem Tod) wirklich in unseren früheren Zustand zurückgebracht werden,
11. nachdem wir zu morschen Knochen geworden sind?
12. Das wäre dann eine verlustreiche Rückkehr (für uns)."
13. Nur ein einziger Schrei wird sein,
(Der Vers betont die Leichtigkeit, mit der Allah alles kontrolliert. Er zeigt die Allmacht und Souveränität Allahs über alles, was Er erschaffen hat.)
14. und sogleich werden sie auf der (Erd)oberfläche (auferstanden) sein.
15. Hat dich die Geschichte von Moses erreicht?
16. Sein Herr rief zu ihm im heiligen Tal Tuwa:
17. "Gehe zu Pharao, denn er hat über die Stränge geschlagen,
18. und sage (zu ihm): "Hast du den Wunsch, dich zu läutern,
19. damit ich dir (den Weg) deines Herrn weisen kann, auf dass du fromm werden mögest?"
20. Da zeigte er ihm das grosse Zeichen,
(Laut den Tafsirs von Ibn Abbas und Jalalain bezieht sich dies auf die leuchtende Hand, die Moses (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) aus seinem Gewandschlitz zog.)
21. doch er bezichtigte (es) der Lüge und widersetzte sich.
(Das fehlende Objekt im Ausdruck "er bezichtigte der Lüge" ist stilistisch bedeutsam. Allah lässt es offen, um zu zeigen, dass Pharaos Ablehnung umfassend war. Er leugnete das Zeichen, die Botschaft und den Gesandten selbst, also die gesamte Wahrheit.)
22. Daraufhin wandte er sich ab und lief (geschäftig) davon.
23. Er versammelte (sein Volk) und rief:
24. "Ich bin euer höchster Herr."
25. Da ergriff ihn Allah als abschreckendes (Beispiel) mit der Strafe des Jenseits und des Diesseits.
(Dieser Vers bezieht sich auf das diesseitige Strafgericht des Ertrinkens und die Strafe des Grabes, die er und seine Gefolgsleute seither erleiden, wie es in Sure 40:46 geschildert wird. Und am Tag des Gerichts werden sie alle zur strengsten aller Strafen geführt werden.)
26. Hierin liegt wahrlich eine Lehre für den, der (Allah) fürchtet.
27. Solltet ihr (etwa) schwerer zu erschaffen sein als der Himmel, den Er erbaut hat?
28. Er erhob seine (Himmels)höhe und gestaltete sein (Gewölbe) gleichmässig.
(Der Vers macht deutlich, dass Allah den Himmel nicht nur erschuf, sondern ihn nach seiner ursprünglichen Bereitstellung (siehe 41:11) erhöhte und anschliessend sein Firmament gleichmässig gestaltete, wie es auch die klassischen Tafsir-Werke bestätigen. Dieses Vorgehen folgt demselben Prinzip, das sich auch bei der Erschaffung der Erde zeigt. Zunächst das Vorhandensein der Grundsubstanz auf Allahs Befehl, dann die Ausbreitung und schliesslich die Bereitstellung der Versorgung (siehe 79:30–31).)
29. Und Er machte seine Nacht dunkel und liess sein Morgen(licht) hervortreten.
30. Danach hat Er die Erde ausgebreitet,
(Das Wort dahâ bedeutet "ausbreiten, ebnen, ausdehnen, ebenerdig machen". Manche moderne Ausleger behaupten, es verweise auf ein "Straussenei" und beschreibe damit die Form der Erde. Das ist sprachlich nicht korrekt: "Ei" heisst im Arabischen bayda, während dahâ allein das Ausbreiten bezeichnet. Es gibt keine Sprach- oder Tafsirgelehrten von den ersten Generationen, die dahâ nach dieser freimaurerischen Definition interpretiert haben. In einigen Wörterbüchern wird als Beispiel zu dahâ erwähnt, dass der Strauss sandigen, unebenen Boden "ausbreitet", um ihn eben zu gestalten als Lager für seine Eier. Es geht beim Vergleich also nicht um die Form der Eier, sondern vielmehr um den Ort der Strausseneier, und dieser ist flach, eben, eingeebnet, und hat nichts mit einem Ei oder einer Kugel gemeinsam. Wenn man die Wörter ohne Entstellung versteht, wird deutlich, dass Allah die Erde als feste, sich nicht bewegende Grundlage (27:61) zur Bewohnbarkeit ausgebreitet und geebnet hat. Dieses Verständnis wird durch viele weitere Verse bestätigt, in denen die Erde als Unterlage (2:22), Ausbreitung (13:3, 50:7), Ruhebett (20:53, 43:10), Teppich (71:19), Schicht (78:6), Abflachung (88:20) oder Ausdehnung (15:19) beschrieben wird.)
31. und liess ihr Wasser und ihre Weiden aus ihr hervorgehen.
32. Und die Berge hat Er fest verankert.
33. (All dies) ist ein (vergänglicher) Nutzen für euch und euer Vieh.
34. Wenn (dann) die grösste Heimsuchung eintritt,
35. wird der Mensch an diesem Tag an das erinnert werden, was er (einst auf der Erde) erstrebte,
36. und die Hölle wird für jeden sichtbar sein.
37. Wer aufsässig war
38. und das irdische Leben bevorzugte,
39. dessen Bleibe wird die Hölle sein.
40. Wer jedoch den Stand vor seinem Herrn fürchtete und (sich) vor den Neigungen seines Selbst (Nafs) hütete,
41. dessen Zuflucht wird das Paradies sein.
42. Sie fragen dich nach dem Zeitpunkt des Eintretens der Stunde.
43. Wie könntest du darüber Auskunft geben,
44. wo doch das endgültige (Wissen darüber ausschliesslich) bei deinem Herrn liegt?
45. Du bist nur ein Warner für diejenigen, die (die Stunde) fürchten.
46. Am Tag, an dem sie die (Stunde) sehen werden, (wird es ihnen vorkommen,) als hätten sie nur einen Abend oder einen Vormittag (auf der Erde) verweilt.